7. Interview – Erzähl mir deine (Schul-) Geschichte
Das Interview wurde geführt mit
Simone Spahn (geb. Imme)
Datum des Interviews: 2. Feb. 2021
Schulzeit: 1980 – 1990 (die ersten vier Jahre in Wittbrietzen)
Anfang der 80 Jahre waren die Schüler nur noch die ersten vier Jahre in der Wittbrietzerner Dorfschule, ab der fünften Klasse wurde in Beelitz unterrichtet. Die Kinder hatten im Dorf eine schöne und behütete Schulzeit und Kindheit. Der Hort war sehr beliebt, zuerst wurden die Hausaufgaben gemacht, danach gebastelt oder draußen gespielt. Die Bindung der Klasse war und ist sehr stark, 12 Schüler aus dem Jahrgang treffen sich immer noch alle zwei Jahre für ein gemeinsames Wochenende.
Die einzelnen Unterrichtsräume
Die erste Klasse hatte ihren Klassenraum im Haus von Frau Frobenius (Schulhaus #4), die 4. Klasse hatte den Klassenraum neben der 1. Klasse – das hatte den Vorteil, dass die älteren Schüler die Erstklässler z.B. in den Schulbus zum Essenfahren zur ZBE (jetzt Agricola) begleiten konnten. Außerdem gab es einen Sportraum, Horträume im Dachgeschoss des roten Backsteingebäudes (Schulhaus #2) sowie einen Chemie- und Musikraum.
Unangemeldete Lehrerbesuche
Zu Hause gab es schon mal unangemeldete Lehrerbesuche, bei denen auch die Schulsachen wie Mappe und Federtasche ausgepackt, entleert und begutachtet wurden. Die Bindung der Klasse war und ist sehr stark, 12 Schüler aus dem Jahrgang treffen sich immer noch alle zwei Jahre für ein gemeinsames Wochenende, zwei Mitschüler sind leider schon verstorben.
(Fast) jeder war im Hort
Nach der Schule begann für die meisten Kinder der Hort, bei dem zuerst die Hausaufgaben erledigt wurden, danach ging es nach draußen (beliebt waren die „Wurzeln“ hinter dem Gelände der ZBE / Agricola), der Hort hat allen eine Menge Spaß bereitet, es wurde auch viel gemalt und gebastelt. Der Hort befand sich im oberen Stockwerk und im Dachboden des roten Backsteingebäudes (Schulhaus #2).
Unterschied von Wittbrietzen zu Beelitz
Die Kinder fühlten sich in ihrer Schulzeit in Wittbrietzen sehr geborgen, die Kombination zwischen der relativ kleinen Schule, den Lehrern und Schülern und der Natur war nahezu idyllisch (kleine heile Welt) Umso drastischer war der Schock für die Kinder, als dann nach der 4. Klasse in Beelitz weiter unterrichtet wurde. In der Schule in Beelitz (ab Klasse 5) erlebten die Schüler das erste Mal Mobbing und Angst vor Mitschülern. Im Nachhinein betrachtet, fühlte man sich gut auf das spätere Leben vorbereitet und die Kindheit empfand man als schön und behütet, Lehrer waren Respektspersonen, vor denen man aber keine Angst haben musste.
Fahnenapelle zu besonderen Anlässen
Fahnenapelle auf dem Schulhof gab es nur zu besonderen Anlässen wie zum Schulanfang, zum Ende des Schuljahres, bei Sportfesten oder zum Pioniergeburtstag. Die Fahnenmasten standen auf dem Schulhof direkt am roten Backsteingebäudes und die Schulklassen verteilten sich dabei im Viereck klassenweise auf dem Schulhof. Zum Ende des Schuljahres wurden die Schüler mit den besten Leistungen nach vorn geholt und bekamen eine Urkunde.
Inhalt des vollständigen 7. Interviews (Länge 57:03 min)
- (00:23) Anfang der 80er wurde nur noch von Klasse 1 bis 4 in Wittbrietzen unterrichtet, Aus dem Schulkombinat wurde „POS Wittbrietzen“, die Schüler von Elsholz und Buchholz gingen zu der Zeit ab der ersten Klasse in Wittbrietzen zur Schule
- (02:40) Es gab eine Einschulungsuntersuchung, die Klassenstärke war in der ersten Klasse 13 Kinder aus drei Dörfern, ab der dritten Klasse waren es 15 Kinder durch Zuzüge
- (05:50) Die Einnahme weißer Fluortabletten für gesunde Zähne in der Schule waren eine unschöne Kindheitserinnerung, zu Hause gab es unangemeldete Lehrerbesuche, bei denen auch die Schulsachen (08:50) (Mappe, Federtasche) begutachtet werden konnten
- (08:00) Die Bindung der Klasse war und ist sehr stark, die 12 Schüler aus dem Jahrgang treffen sich immer noch alle zwei Jahre für ein gemeinsames Wochenende, zwei sind leider schon verstorben
- (09:27) Es wurde mit Füllfederhalter geschrieben, Filzstifte waren etwas sehr Besonderes und nicht sehr verbreitet, gemalt wurde mit Buntstiften
- (11:50) + (22:30) Die erste Klasse hatte ihren Klassenraum im Haus von Frau Frobenius (Gebäude 4 der Schule), die 4. Klasse hatte den Klassenraum neben der 1. Klasse – das hatte den Vorteil, dass die älteren Schüler die Erstklässler z.B. in den Schulbus zum Essenfahren zur ZBE (jetzt Agricola) begleiten konnten
- (13:35) Lage vom Sportraum, Horträume im Dachgeschoss vom zweiten Schulgebäude, Chemie- und Musikraum
- (16:03) In den Unterrichtsräumen und Fluren hingen gemalte Bilder der Schüler, außerdem gab es viele Rollplakate als Schaubilder (von Geografie, Chemie, Musik)
- (17:58) Wenn der Lehrer die Klasse betrat, standen die Schüler auf und der Unterricht begann mit dem Spruch der Jungpioniere „Seid bereit – immer bereit!“ und einem „Guten Morgen“
- (19:14) Als die Kinder nach der 4. Klasse nach Beelitz zur Schule gingen, war es für die „Dorfkinder“ wie ein Schock, wie die anderen Schüler teilweise respektlos mit den Lehrern umgingen
- (20:15) Die meisten Kinder hatten in Wittbrietzen eine schöne Schulzeit, eine Ausnahme war aber beispielsweise die strikte Umerziehung von Links- auf Rechtshänder
- (21:10) Die Unterrichtszeit betrug von Montag bis Freitag 4-6 Stunden, Samstag 3-4 Stunden
- (22:12) Nach der Schule begann für die meisten Kinder der Hort, bei dem zuerst die Hausaufgaben erledigt wurden, danach ging es nach draußen (beliebt waren die „Wurzeln“ hinter dem Gelände der ZBE / Agricola), der Hort hat allen eine Menge Spaß bereitet, es wurde auch viel gemalt und gebastelt
- (25:50) Die Kinder fühlten sich in ihrer Schulzeit in Wittbrietzen sehr geborgen, die Kombination zwischen der relativ kleinen Schule, den Lehrern und Schülern und der Natur war nahezu idyllisch (kleine heile Welt), umso drastischer war der Schock für die Kinder, als es dann nach der 4. Klasse nach Beelitz ging
- (27:12) Schüler nahmen ihr Frühstück per Brottasche mit in die Schule, das Mittagessen in der ZBE war sehr lecker und jeder konnte sich so viel Teller nachholen, bis man satt war
- (32:16) Nach der Schule brauchten die Jugendlichen nicht mehr wie in den Generationen zuvor in der Landwirtschaft helfen, sondern höchstens mit Holz und Kohlen die Öfen anheizen oder die Hühner füttern
- (34:10) Eltern wollten ihren Kindern eine schöne Kindheit bieten, weil sie selber keine schöne Kindheit wegen des Krieges hatten. Kindheitserinnerungen waren die gemeinsamen Familienurlaube in den in betriebseigenen Ferieneinrichtungen (FDGB) und das Pflücken von Obst der Straßenbäume mit dem Vater
- (36:10) Der Einfluss der DDR auf die schulische Bildung war auch schon in der Grundschule präsent, nahm aber erst ab Klasse 5 in Beelitz Fahrt auf. Das Fach „Staatsbürgerkunde“ gabs in den höheren Klassenstufen, in der Grundschule wurde Heimatkunde unterrichtet, in dem neben den Naturthemen auch schon politische Sachen eingestreut wurden
- (39:28) Fahnenapelle auf dem Schulhof gab es nur zu besonderen Anlässen wie Schulanfang, zum Ende des Schuljahres, bei Sportfesten und zum Pioniergeburtstag. Die Fahnenmasten standen direkt am roten Backsteinhaus (Schulhaus #2) und die Schulklassen verteilten sich dabei im Viereck auf dem Schulhof. Zum Ende des Schuljahres wurden die Schüler mit den besten Leistungen nach vorn geholt
- (41:26) Im Nachhinein betrachtet, fühlte man sich gut auf das spätere Leben vorbereitet und die Kindheit empfand man als schön und behütet, Lehrer waren Respektspersonen, vor denen man aber keine Angst haben musste
- (43:25) In der Schule in Beelitz (ab Klasse 5) erlebten die Schüler das erste Mal Mobbing und Angst vor Mitschülern
- (43:58) Schülerstreich mit Pferdeäpfeln in der Kiste, Schüler hielten zusammen
- (44:55) Alle Schüler führten in der 8. Klasse in Beelitz die Jugendweihe durch und fast alle Schüler aus dem Dorf wurden ein Jahr später auch konfirmiert, hatten dadurch aber keine Nachteile im späteren Schul- und Berufsleben
- (48:15) Die Familien im Dorf konnten sich in den 70er und 80er Jahren durch Viehhaltung im kleinen Maßstab (eine Kuh und ein paar Schweine) einige Mark dazu verdienen (für den Verkauf einer Kuh gab es 5000 Mark)
- (50:15) Während die Beelitzer Schüler im Sommer nach der Schule meistens Freizeit hatten, mussten die Kinder vom Dorf noch auf den familiären Bauernhof helfen z.B. Heu machen oder Stroh einbringen
Fragekatalog – Folgende Fragen wurden gestellt
- Wie heißt du und wann bist du in Wittbrietzen zur Schule gegangen?
- Was sind die ersten Erinnerungen an deine Schulzeit?
- Wie groß war eure Klasse? Welches Schreib- und Schulmaterial hattet ihr zur Verfügung und an welche Anschauungsmaterialien und technischaen Geräte erinnerst du dich?
- Welche Erinnerungen hast du an das Schulgebäude, seine innere Ausstattung und den Schulhof? Was hing an den Wänden?
- An welche Lehrer erinnerst du dich und warum? Wie erlebtest du das Verhältnis zwischen Lehrer und Schülern?
- Wie sah dein weiterer Tagesablauf nach der Schule aus und in welcher Weise haben deine Eltern deine schulische Entwicklung begleitet?
- Welchen Stellenwert hatte für dich die kirchlichen Parallelangebote Christenlehre und Junge Gemeinde?
- Mit welchem Bild, welcher Methapher würdest du deine Schulzeit in Wittbrietzen beschreiben wollen?
- Welche besonderen Umstände in der Familie, im Dorf und in der Gesellschaft prägten eure Schulzeit? Welchen Einfluss hatte die Politik auf deinen Schulalltag?
- Gibt es sonstige besondere Erlebnisse oder Konflikte, die du mit deiner Schulzeit / Freizeit verbindest?
- Hast du den Eindruck, eine gute und ausreichende Schulbildung genossen zu haben?
Das ganze Interview gibt es im Archiv
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